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30 Jahre Linux

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Vor 30 Jahren hat Linus Torvalds bekanntgegeben, dass er an Linux arbeitet.

Die Vorgeschichte

UNIX

UNIX ist ein Betriebssystem, das von Entwicklern der Firma Bell_Labs, darunter Dennis Ritchie, Ken Thompson, Douglas McIlroy und Joseph Ossanna entwickelt wurde, nachdem das vorherige Großprojekt Multics scheiterte. Zu diesem Zweck konzipierte man sogar eine eigene Programmiersprache – C, in der später auch Linux geschrieben wurde. Auch viele Konzepte von UNIX befinden sich heute in Linux.

GNU und die GPL

In den 1980er-Jahren wurden zunehmend Programme unter proprietären Lizenzen vertrieben. Dies bemerkte auch Richard Matthew Stallman, der zu dieser Zeit am MIT arbeitete und diesen Kontrollverlust der Nutzer kritisch sah.

Als Reaktion darauf, gab Stallman 1983 seine Pläne im Usenet an und kündigte 1984 seine Anstellung beim MIT und begann damit, ein Betriebssystem zu programmieren, das vollständig aus freier Software besteht. Hierzu veröffentlichte er 1985 das GNU_Manifesto, das die Grundfesten des entstehendes Betriebssystems GNU darstellt. GNU ist ein rekursives_Akronym für "GNU is not Unix!" (Englisch für "GNU ist nicht Unix!").

Neben einem Kernel wurden viele grundlegende Programme, wie zum Beispiel die Bash entwickelt; aber auch die GNU General Public License (kurz GPL), eine Lizenz, die den Benutzern die Software frei zur Verfügung stellt.

Linux entsteht

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Linus Torvalds 2002
(Foto: linux-mag.com, Lizenz: CC by-sa)

Linus Torvalds, der Linux-Erfinder, wurde am 28. Dezember 1969 in Helsinki geboren und kam das erste Mal in der Wohnung seines Großvaters mit Computern in Berührung und war fasziniert. Diese Faszination prägt sein Leben.

Nach dem Abitur 1988, begann er ein Informatikstudium an der Universität Helsinki. Zu diesem Zeitpunkt wechselte die Universität gerade auf ein Unix-System. Linus kaufte sich das Buch "Operating Systems Design and Implementation" von Andrew S. Tanenbaum, ein Buch das, nach eigenen Angaben, sein Leben veränderte. Andrew Tanenbaum war der Entwickler des Betriebssystems Minix, das zu Lehrzwecken entstand.

Als er sich einen neuen Computer kaufte, war Torvalds mit dem vorinstallierten DOS nicht zufrieden, ein vollwertiges Unix, war allerdings zu teuer, also bestellte sich Linus Minix. Allerdings fehlten Torvalds wichtige Teile in dem, nur zu Lehrzwecken gedachten, Minix. Nach zig Verbesserungen, wollte Torvalds einen besseren Terminal-Emulator, um auf die Universitäts-Server zuzugreifen, für Minix programmieren. Hieraus entwickelte sich unbeabsichtigt Linux. Aufsehen erregte Torvalds erstmals, als er auf der Newsgroup des Minix-Projektes nach einer kostenlosen Kopie des POSIX-Standards fragte, den er brauchte, um auf das Dateisystem von Minix zuzugreifen.

Linux wird nun dreißig Jahre alt, also genauer gesagt hat Linus Torvalds am 25.08.1991 in der Newsgroup comp.os.minix im Usenet angekündigt, dass er an einem freien Betriebssystem arbeitet:

I'm doing a (free) operating system (just a hobby, won't be big and professional like gnu)

Hierbei fragte er, was den Benutzern des Betriebssystems Minix, was Linus Torvalds bisher auch benutzte und von dem er sich bei der Entwicklung von Linux inspirieren ließ, an ihrem System bisher fehle.

Das Linux jemals auf anderen Computern als Torvalds’ eigenem laufen wird, war damals noch gar nicht angedacht, aber schon bald wollte ein Minix-Nutzer Linux auf seinen Amiga portieren, was Torvalds für unmöglich hielt:

Simply, I'd say that porting is impossible.

Im folgenden die gesamte Ankündigung (ins Deutsche übersetzt):

Hallo alle da draußen, die Minix einsetzen -

Ich arbeite an einem (freien) Betriebssystem (nur ein Hobby, wird nicht groß und professionell sein wie GNU) für 386(486)AT-kompatible Rechner. Das Projekt entwickelt sich seit April und beginnt fertig zu werden. Ich hätte gern Rückmeldungen über Eigenschaften, die die Leute an Minix mögen/nicht mögen, da mein Betriebssystem diesem in einigen Merkmalen ähnelt (gleiches physikalisches Layout des Dateisystems (aus Praktikabilitätsgründen) und einige andere Dinge).

Ich habe im Moment bereits die bash (1.08) und gcc (1.40) portiert, und es scheint zu funktionieren. Das bedeutet, dass ich in einigen Monaten etwas haben werde, womit man arbeiten kann und mich interessiert, welche Eigenschaften die meisten Leute gerne sehen würden. Alle Vorschläge sind willkommen, aber ich kann nicht versprechen, dass ich sie auch einbaue ☺

Linus (torvalds@kruuna.helsinki.fi)

PS. Ja, es enthält keinerlei Minix-Code und das Dateisystem ist multi-threaded. Es ist NICHT portierbar (es benutzt das 386er-Taskswitching etc.) und wird vermutlich nie etwas anderes unterstützen als AT-Festplatten, da ich nur solche besitze ☹

Am 17. September 1991 wurde die erste Version 0.01 von Linux veröffentlicht.

Nach der Entstehung

Linux und Tux

Linus wollte Linux eigentlich Freax nennen, Ari Lemmke, fand den Namen allerdings unschön und benannte den Ordner auf dem FTP-Server kurzerhand in "Linux" um.

Nachdem gefragt wurde, warum Linux selbst kein Maskottchen hat, kündigte Linus 1996 ein Maskottchen für Linux an. In der Biographie schreibt er darüber:

Aber Linus wollte keinen x-beliebigen Pinguin. Sein Pinguin sollte glücklich aussehen, so als hätte er gerade eine Maß Bier genossen und den besten Sex seines Lebens gehabt. […] Er sollte unverwechselbar sein. Deshalb […] hat das Linux-Maskottchen einen orangefarbenen Schnabel und orangefarbene Füße, so dass es wie ein Pinguin aussieht, dessen Mutter eine Ente war. Als hätte Daisy Duck sich auf einer Antarktis-Kreuzfahrt vergessen und einen wilden One-Night-Stand mit einem einheimischen Federvieh gehabt.

Larry Ewing entwarf das Maskottchen mit Gimp. Der Name Tux steht wahrscheinlich für "Torvalds UniX".

Linux und die GPL

Linus Torvalds schrieb eine eigene Lizenz für die ersten Versionen seines Projektes. Nachdem er auf einen Vortrag von Richard Stallman mitgenommen wurde, beschloss er, Linux unter der GNU General Public License zu lizenzieren.

Streit um Linux

Streit mit Andrew Tanenbaum

Zwischen Andrew Tanenbaum und Torvalds gab es eine mittlerweile sehr bekannte Auseinandersetzung über den Aufbau von Linux, da Tanenbaum das monolithische Konzept, dem der Linuxkernel folgt, als überholt ansah und Linux schlecht portierbar sei.

Namensstreit mit dem GNU-Projekt

Linux ist nur der Betriebssystemkern, die Benutzerprogramme stammen von Anfang an zu großen Teilen aus dem GNU-Projekt. Deshalb sieht das GNU-Projekt den Namen "Linux" kritisch und hält GNU/Linux für sinnvoller, da der enorme Anteil an GNU-Programmen dann entsprechend gewürdigt wird.

Familie und Beruf

1993 übernahm Torvalds einen Einführungskurs in Informatik und gab seinen Studenten die Aufgabe, ihm eine E-Mail zu schreiben. Die Kindergärtnerin und sechsfache finnische Karatemeisterin Tove Monni lud Torvalds in ihrer E-Mail zu einem Rendezvous ein. Linus Torvalds schrieb in seiner Biographie dazu:

Ich heiratete die erste Frau, die mich elektronisch aufriss.

Später zog er auch bei ihr ein, am 5. Dezember 1996 bekamen sie ihre erste Tochter und heirateten am 22. Januar 1997. Kurz darauf zogen beide in die USA, da Torvalds dort ein Angebot der Firma Transmeta dort zu arbeiten, mit dem Versprechen, weiterhin an Linux arbeiten zu dürfen, was er auch tat. Zwei Tage vor der Geburt seiner ersten Tochter, verfasste Linus Torvalds seine Masterarbeit über Linux.

1997 schenkten die Firmen Red Hat und VA Linux der Familie Torvalds Aktien in einer Höhe von 5000 US-Dollar, die allerdings nach der 180-tägigen Sperrfrist bereits 20 Millionen US-Dollar wert waren.

Gegenwart

Um Minix ist es mittlerweile ruhiger geworden, Linux ist zu einem der größten Betriebssysteme geworden, es hat seine Portierbarkeit unter Beweis gestellt, denn fast jeder nutzt es (unbewusst), sei es auf dem Handy. Linux läuft auf Desktops, Servern, Großrechnern und eingebetteten Systemen wie Fernsehern und wenn man bedenkt, wie viel in den letzten 30 Jahren an Linux geschehen ist, kann man auf einige spannende nächste Jahre blicken. Auch Ubuntu basiert auf Linux.


Wer mehr über die Entwicklung von Linux wissen möchte, dem sei Torvalds’ Biographie Just for Fun – Wie ein Freak die Computerwelt revolutionierte empfohlen.